Sei-ki – Ein Weg in die Bewegung durch Resonanz

Dez 17, 2019Sei-ki

Shiatsu hat viele Facetten. Und jede dieser Facetten hat ihren Ort. Was Shizuto Masunaga in den 70ern auf den Weg gebracht hat, wurde von vielen Menschen mit langjähriger Erfahrung weiterentwickelt. Einer der großen Weiterentwickler war Akinobu Kishi. Er war Meisterschüler von Masunaga Sensei und lange Jahre seine rechte Hand, wenn man so will. Er ist für Masunaga nach Europa gereist, um Workshops zu geben und das Shiatsu in die Welt zu tragen.

Doch es kam der Tag, an dem er seinen eigenen Weg vor sich entdeckte und ihn mutig gegangen ist. Er wandte sich ab von Masunaga, um sein Sei-ki zu entwickeln. Es war eine Weiterentwicklung von Shiatsu und eine Rückbesinnung auf den Ursprung zugleich.

Sei-ki ist anders. Es lässt sich noch viel mehr ein auf den Raum, den wir alle brauchen, um uns zu entfalten. Sei-ki ist reine Konzentration auf das Wesentliche. Keine Verwöhntechniken, keine komplexen Diagnosekonzepte, keine reine Meridianarbeit. Auch im Seik-i arbeitet man mit Meridianen. Das Grundverständnis bleibt. Meridiane als Ausdruck unserer Lebenskraft. Ein Ausdehnen und Pulsieren dieser Kraft in unserer Körperseele.
Und die Stagnation, die eine authentische Bewegung unserer inneren Kraft einschränkt und verändert. Der Meridian, dieser energetische Ausdruck unserer Lebensaspekte, erscheint in der Berührung. Wenn er erscheint, ist er wichtig und wird gesehen und berührt. Wenn er nicht erscheint, wird in Gelassenheit gewartet und es tut sich vielleicht eine andere Tür auf. Alles im Fokus. Reine Konzentration.

Sei-ki ist eine Körperarbeit, doch der Körper ist untrennbar mit unserem Geist und unserer Seele. Es ist eins. Alles ist eins. Und in der Tiefe unseres Wesens fühlen wir uns eingeladen, in die innere Bewegung zu gehen, die Bewegung zuzulassen und an die Oberfläche fließen zu lassen. Hier entsteht Freiheit in dem unbegrenzten Raum. Und das ist spürbar. Durch das stetige Raumgeben fühlt man sich unmanipuliert, geliebt und gesehen. Und was wollen wir mehr. Allein diese drei Aspekte schaffen Bewegung und Freiheit, schaffen ein von Vertrauen genährtes Selbstgefühl. Jetzt braucht uns niemand mehr „sagen“, was richtig für uns ist, was wir tun und lassen sollen. Es hat sich etwas verändert und zwar aus unserer eigenen Tiefe heraus.

Mit Sei-ki gehen wir in einen Prozess. So wie im echten Leben. Oft sind die Prozesse des Lebens einengend. Wir denken und handeln in unseren Begrenzungen und entscheiden uns mit unseren Ängsten und Sorgen. Das Leben dreht sich wie eine Spirale und es kommt immer mehr dazu. Mit Sei-ki lösen wir uns von Begrenzungen und gehen ins Vertrauen und in die Freiheit.

Jeder kann sich selbst befreien und somit auch Symptome und Probleme lösen. Doch stehen wir uns oft selbst im Weg. Mit Seiki spüren wir eine starke Hand, die uns hilft, unserer eigenen Bewegung zu folgen. Ganz konkret und direkt.

Kishi Sensei hat im Laufe der Jahrzehnte viele Schüler in Europa unterrichtet und inspiriert. Er sprach nie von sich als Lehrer und von seinen Workshops als Unterricht. Er zeigte seine Arbeit, sein Wissen und seine Weisheit. Es gab auch keine Levels. Alle Workshops waren offen für alle.
Kishi Sensei ist 2012 verstorben. Seine Frau Kyoko führt seine Arbeit fort. Sie hat über Jahre mit ihm Workshops gehalten und praktiziert selbst seit vielen Jahren Sei-ki. Kyoko ist eine unglaublich faszinierende und inspirierende Person. Still und bescheiden, achtsam und weise. Ihre Workshops sind für viele ein Wendepunkt in der eigenen Shiatsuarbeit. Auch andere langjährige Schülerinnen und Schüler von Kishi sind heute sehr engagiert, diese Berührungskunst weiter zu tragen. Das sind z.B. Alice Whieldon, Frans Coppers, Paul Lundberg, Vidan Damljanovic, um nur einige zu nennen.

Autor: René Fix, Leiter des kiCollege